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Thursday, December 29, 2011

Frei parken!

Sieht aus wie eine Zuckerstange...
...ist aber eine Parkuhr
Ob in Deutschland oder in den Staaten - man kriegt ja selten was geschenkt. Und auch hier bei uns sind die Waechter der Parkuhren staendig denen auf der Spur, die sich um die Parkgebuehren druecken wollen. Entweder muss man einen Anwohner Parkausweis haben oder einen Aufkleber an der Scheibe, der einen als Pendler ausweist (damit man den ganzen Tag uaf den Pendler-Plaetzen am Bahnhof parken darf oder man muss halt Muenzen in die gute alte Parkuhr werfen. Gerade in der Weihnachtszeit, wenn Parkplaetze knapp und Zeit noch viel knapper ist, kann so schon die Parkplatzsuche zum Frustfaktor werden. Nicht so, wenn man in Northport bei uns auf Long Island wohnt. Hier hat sich das oertliche Chamber of Commerce naemlich was ganz nettes ausgedacht: Puenktlich zum 1. Advent wurden hier alle Parkuhren mit roten Muellsaecken und weissem Klebeband in "Candy Canes" (Zuckerstangen) verwandelt. Bis zum 1. Januar koennen nun alle Besucher der Innenstadt an den Parkuhren zwei Stunden kostenlos parken.Es gibt also doch noch Staedte, die sich bemuehen, ihre Buerger gluecklich zu machen!

Sunday, December 11, 2011

Fertig!

Der Weihnachts-Countdown auf meinem Buero Computer zeigt: Noch 13 Tage bis Weihnachten! Und wissen Sie was? Isch habe fertisch. Ich hab alle Geschenke gekauft, verpackt, verschickt, 98 Weihnachtskarte geschrieben, Haus und Baum dekoriert, wir hatten eine Weihnachts-Party bei uns im Haus, ich hab ein Kleid fuer den ersten Weihnachtstag und Plaetzchen sind gebacken in den Keksdosen. Bitte hassen Sie mich jetzt nicht. Als Belohnung fuer meine gute Planung darf ich mich nun im Buero die naechsten 12 Tage mit all denen rumschlagen, die nicht so gut organisiert sind. Ich arbeite naemlich im Marketing fuer eine Firma, die hoch-exklusive, superteure Weihnachtskarten und andere Druckprodukte in Handarbeit herstellt. Und unsere Kunden sind von der Sorte "Ich hab so viel Ged, ich kauf mir die Welt". Da ruft dann schon mal Jennifer aus Palm Beach an und bestellt fuer 3500 Dollar 200 Weihnachtskarten, weil sie aber so "socially busy" ist, kann sie die Karten dann nicht selber adressieren oder die Karten in die Umschlaege stecken und veschicken - nein, das muessen wir dann auch noch fuer sie machen. Oder Mary, die den ganzen Tag zuhause neben dem Telefon sitzt und sich ueberlegt, welchen ihrer Lieferanten sie denn heute wohl terrorisieren kann, Oder Nadja, die vor Thanksgiving unbedingt ihre Weihnachtspost verschicken wolllte und dann 13 Tage vor Weihnachten ankommt und sagt, dass sie ihre Umschlaege nicht finden kann (die befinden sich in der seben Box wie die Karten, halt nur unter den Krten und man haette erstma suchen muessen, bevor man zeternd bei uns anruft.
La Tropezienne, seevivier.com
Ist es schoen, wenn man so viel Geld hat, dass man es andere Menschen taeglich spueren lassen kann? Was wuenschen sich diese Leute zu Weihnachten? Noch mehr Geld?
A propos wuenschen: Ich wuensche mir einen Hund, den ich nicht kriegen werde (siehe Foto oben), eine Aktentasche, die der Liebste fuer komplett ueberfluessig haelt, eine neue Geldboerse, die ich im Internet gesehen habe, einen Dampfreiniger und Karten fuer "Billy Elliot", das Musical. ("bloedes Rumgehuepfe" nennt der Liebste das).
Lesen Sie hier in 13 Tagen, was sich der Liebste von dieser Liste gemerkt hat und wie er sie interpretiert hat. 
Und jetzt alle schoen durchhalten, in zwei Wochen ist alles vorbei!

Thursday, December 1, 2011

Darf's ein bisschen Weihnachten sein?

Traditionell ist das Wochenende nach Thanksgiving in den USA das Wochenende, an dem der Hausherr die Weihanchtsbeleuchtung aus dem Keller, vom Dachboden oder aus der Garage kramt, die lange Leiter vors Haus stellt und mit der weihnachtlichen Verschoenerung des Heims beginnt.
Nachbar Dennis holt den vier Meter hohen aufblasbaren Santa aus der Kiste und hofft von nun an, dass nicht wieder ein Schneesturm wie im letzten Jahr das Ding uebers Dach in den Garten der Nachbarn fegt. Nachbar Brad wickelt wieder seine bunte Lichterkette um die Saeulen auf der Terrasse und laesst sein Haus damit ein bisschen wie eine hawaianische Cocktailbar aussehen und Familie Miller hat in diesem Jahr neben drei Weihnachtsengeln, sieben Rentieren, Santa auf dem Motorrad, Bart Simpson mit Elf-Ohren und vier Pinguinen mit Schal auch noch einen Schlitten mit Paeckchen direkt am Schornstein haengen und ein blinkendes Leuchtschild mit der Aufschrift "North Pole" im Garten stehen. 
Das staedtische Elektrizitaetswerk reibt sich die Haende und die Nachbarschaft srahlt am Samstagabend in weihnachtlichem Glanz.
Dies ist die Zeit, in der ich auf dem Heimweg von der Arbeit jeden Abend eine andere Route nehme, um mir die "Weihnachts-Installationen" der anderen Nachbarschaften anzusehen. Hier kitschig, da elegant, dort strahlt der ganze Block, drei Strassen weiter haben alle dieselben Lichterketen um die Briefkaesten gewickelt. 
Doch dann der Schock: Snowball Drive in Cold Spring Harbor, eine wohlhabenden Nachbarschaft, schoene Haeuser, grosse Vorgaerten - nicht ein einziges Haus ist dekoriert. Voellige Dunkelheit. Keine Kerze, kein Laempchen, kein Rentier - gar nichts. Ist hier der Geist der Weihnacht verloren gegangen? Weihanchten verpennt? Sparmassnahmen? Neben all den warm leuchtenden Nachbarschaften sah Snowball Drive ein bisschen aus wie das kalte Herz der Stadt. Ich war, ganz ehrlich, total enttaeuscht und werde Snowball von meiner Weihnachtsroute streichen - fuer jetzt. Vielleicht werde ich in ein, zwei Wochen nochmal vorbeischauen - Weihnachten kann doch nicht ganz an denen vorbei gehen!
Wir haben unseren fuenf Meter hohen Lichterbaum in diesem Jahr mit LED-Laempchen aufgemotzt und erhellen damit die ganze Nachbarschaft und am Samstag haben wir alle Nachbarn zu einer Tree-Lighting-Party eingeladen und dann werden gleichzeitig auf dem ganzen "Block" die Lichter angeschaltet. Vielleiht kann der Liebste bis dahin noch die Eiszapfen -Laempchen an der Regenrinnen befestigen, die bunten Lichterkette entlang der Treppen verlegen und den Kranz im Hausgiebel erleuchten - naechstes Jahr dann vielleicht ein leuchtendes Rentier....
Schoenen Advent!
 

Thursday, November 24, 2011

Happy Thanksgiving!

Hallo,

Ganz Amerika feiert heute Thanksgiving - ganz Amerika? Nein, eine kleine Gruppe von Rebellen in Connecticut - Teile meiner angeheirateten Schwiegerfamilie - hat sich gedacht, dass es doch prima waere, wenn man Thanksgiving erst am Freitag danach feiern wuerde, damit Onkel Billy und Tante Ellen auch dabei sein koennen. Die feiern naemlich heute mit ihren Kindern und Enkelkindern, ganz, wie es sich gehoert, und 17 andere Familienmitglieder muessen daher einen Tag laenger auf den Truthahn warten. Ganz so, als wuerde man Silvester erst an Neujahr feiern und am 1. Januar um Mitternacht die Boeller anzuenden. An die arbeitende Bevoelkerung haben die dabei nicht gedacht, ich muss mir naemlich extra einen Tag Urlaub nehmen um mit den Abtruenigen morgen einen  auf heile Welt machen zu koennen. Und dann duerfen der Liebste und ich auch noch mitten im Black Friday Verkehr (der Tag nach Thanksgiving ist Amerikas geschaeftigster Shopping Tag) von Long Island nach Connecticut gondeln, den Kofferraum voller Essen, das ich in den fruehen Morgenstunden zubereiten darf, weil man sich entschlossen hat, das Thanksgiving Dinner schon um zwei Uhr nachmittags zu starten.
Ob wir denn dann nicht auch noch ueber Nacht bleiben wollten? Klar - erst opfere ich einen Urlaubstag, dann auch noch meinen heiligen Putzsamstag? - Kommt gar nicht in Frage. Wir werden artig am Freitagabend wieder in unser beschauliches Heim zurueckkehren - gemeinsam mit Milionen von anderen Thanksgiving-Reisenden, die nur eines wollen: Nach Hause! - Damit wir am Samstagmorgen mit der Weihnachtsdeko beginnen koennen.
Und dann natuerlich die Frage: Was machen wir heute an Thanksgiving? Nur die Chinarestaurants haben bekanntlich an Thanksgiving geoeffnet - mussten wir uns also schnell bei unseren Freunden einladen. Bei denen waren zwei Plaetze am Tisch frei geworden, weil sich die Schwiegereltern umentschieden hatten und lieber zur anderen Schwiegertochter zum Essen wollten....Den daraus resultierenden Familienknatsch muss ich wohl nicht weiter erlaeutern. Na ja, jetzt muessen wir nur einmal um den Block zum Essen und sind mit Glueck um acht wieder zuhause und haben unseren Frieden. 
Sind Feiertage nicht immer toll - wenn sie vorbei sind?
Tschuess und Happy Turkey Day.
 

Friday, November 18, 2011

Lecker Buetterken?!

Und, Appetit bekommen?
Ich hab fuer den Flug von New York nach Duesseldorf 548 Euro bezahlt. Nicht gerade ein Schnaeppchen, aber man hat halt keine Alternative. Zwei "Mahlzeiten" sind darin enthalten - eine davon sehen Sie auf dem Foto. Fruehstueck nennt Air Berlin das... Ein eiskaltes, ausgetrocknetes Broetchen gabs noch dazu - hatte ich aber schon gegessen, als das Foto entstand. In der Not ist der Passagier altes Brot..
Wer macht eigentlich den Speisepaln fuer Flugzeugkost? Broetchen, eine dicke Scheibe Kochschinken, eine Art Plastikkaese, kuenstlich gesuesster Erdbeerjoghurt und ein Paeckchen Butter - ausgewogene Ernaehnaerung sieht anders aus. 
Zum "Abendessen" gab es wahlweise Nudeln mit Brokkoli in Knoblauchsauce oder Haehnchen mit Reis und  - Bohnen. Je nach Essenswahl also Geruch aus einer der entgegen gesetzten Koerperoeffnungen. Und das, wo der Luftdruck im Flieger sowieso nicht jedem Magen behagt.
Die Airline Koeche fliegen wohl nicht selber und haben noch nie acht Stunden neben einer Knoblauchfahne oder einem Blaehungsopfer gesessen. 
Unsere hollaendischen Freunde von KLM haben es da besser gemacht und sich mit einer Firma fuer asiatische Fertiggerichte zusammen getan: Haehnchen suess-sauer oder Rindfleisch Chop Suey, machen sich da doch besser als droeger Reis und Stinke-Nudeln.
Tschuess, Ihre Ella

Wednesday, November 9, 2011

Heimaturlaub - ich war dann mal weg...


Eine Woche hat mir mein Chef gegeben. Eine Woche um nach einem Jahr mal eben wieder nach Deutschland zu fliegen und alle die, die mir lieb und teuer sind, zu besuchen. Eine Woche, von Sonntag bis Sonntag, und das inklusive der zwei Tage, die für die Fliegerei draufgehen.
Schon Stress am Flughafen: Man muss vier Stunden vor Abflug da sein, damit man sich der etwa sechs-minütigen Sicherheitskontrolle unterziehen kann. Schuhe aus, Pulli aus, Gürtel raus, alle Taschen ausräumen, Laptop aus der Tasche holen, alles aufs Band, durchgeguckt, alles wieder anziehen, wegräumen und völlig verschwitzt dann drei Stunden und 50 Minuten auf den Abflug warten. Dann ein sechsmonatiges Kleinkind in der Reihe vor mir, das den ganzen Flug lang heult. Keine Minute Schlaf. Ein doofer Zöllner, der sich von mir den ganzen Inhalt meines Koffers erklären lässt anstatt mich einfach darum zu bitten, ihn aufzumachen. Fahrt nach Hause, mein Vater und mein Bruder haben mich abgeholt. Auto abholen. Koffer auspacken, duschen, Mittagessen, ab in die Stadt, die alten Kollegen besuchen. Pläuschchen hier, Pläuschchen da. Alles schnell, schnell. Ab nach Hause. Abendessen. Schlafen. Auch nur kurz. Am nächsten Morgen fängt der Shopping-Marathon an. 65 Euro bei Aldi – die haben zum Glück schon die Weihnachtssachen. 45 Euro bei DM – Deoroller, die Amerikaner haben nur Stifte, Pflaster am Stück, Frottee-Haarbänder, HIP-Baby Tee für das Baby meiner Freundin, Guhl Haarspülung. Karierte Ringbücher, Bastelkalender, C&A-Unterwäsche, Zahnbürsten, Voltaren-Gel und Ilon-Abszess Salbe, Birkenstöcker für den Liebsten. Dazwischen noch hier ein Käffchen mit der Freundin, da ein Mittagessen bei Mama. Aus dem Auto, rein ins Auto.
Mittwochmorgen Zahnarzttermin – muss ich in den USA auch privat bezahlen, da kann ich´s auch gleich hier machen lassen, wo ich die Leute kenne und Connie, meine Mundhygienikerin (Connie, ich hoffe, dass das so heißt), mich nicht für jede Tasse Tee, die ich trinke, anmeckert, wie die Trine in den USA das gemacht hat.
Dann frühstücken mit meinem kleinen Neffen. Ab in den Spielzeugladen – man hat ja was gutzumachen, wenn man nur einmal im Jahr zu Besuch kommt – zum Glück hat er sich dann breitschlagen lassen und ist mit mir noch schnell ein paar Besorgungen machen gegangen. Zwischenzeitlich drei Anrufe und noch mehr Termine gemacht. Mama zum Mittagessen abgesagt, mit Katja zum Frühstück verabredet, muss noch mit Oma und Papa Fotos gucken, Kolumne schreiben. Will ich Mittwochnachmittag bei Mama machen, aber deren Rechner hat kein Microsoft Office Paket, also dann doch wieder zu Papa und da schreiben. Vielleicht sollte ich das Mittagessen morgen absagen. Ich muss auch noch zur Post, weil ich inzwischen so viel eingekauft habe, dass ich es nicht alles im Koffer mit-kriege. Die Pakete lasse ich alle ins Büro schicken, weil der Liebste sonst in Anbetracht von 18 Tafeln Milka und zehn Tüten Lakritz sofort ins Zucker-Koma fällt.
Als ich dann am Mittwochnachmittag meine Brille nicht finden kann, bin ich dem Nervenzusammenbruch näher denn je.
Ich schwöre, wenn ich das nächste Mal komme, dann werde ich vorher eine Email mit folgendem Inhalt rumschicken: Liebe Freunde, ich werde nächste Woche für ein paar Tage in Bocholt sein. Wenn ihr mich sehen möchtet, dann könnt ihr mich am Donnerstag von 9 bis 13 Uhr und am Montag von 14 bis 17 Uhr bei Cafe Sahne treffen. Außerhalb dieser Zeiten bin ich mit Einkaufen beschäftigt und möchte Zeit mit meiner Familie verbringen. Vielen Dank für euer Verständnis.
Bitte verstehen Sie mich nicht falsch: Ich liebe meine Freunde, aber ich schaffe es einfach weder psychisch noch physisch, mich in fünf Tagen mit jedem zu treffen. Beim besten Willen nicht.
Wenn Sie das hier lesen, habe ich meine Koffer schon wieder gepackt und werde am Sonntagmorgen zurück zum Liebsten fliegen. Eigentlich wollte ich am Montag schon wieder arbeiten gehen, hab mir dann aber doch noch einen Tag frei genommen, denn nach diesem Urlaub bin ich echt urlaubsreif.
Und an alle, die ich gesehen habe: War echt toll, mal wieder in der gleichen Zeitzone zu quatschen. Und alle, die ich nicht gesehen habe: Nicht böse sein – klappt dann nächstes Mal.
 Tschüss, Ihre Ella. 

Wednesday, October 19, 2011

Wir warten auf's Christkind - oder so.....

Die letzte Woche war ein bisschen so wie “Wir warten aufs Christkind”, nur mit dem Unterschied, dass wir nicht auf das Christkind, sondern auf die Ankunft des Babys meiner Freundin Denise gewartet haben, und dass Babys es halt mit dem Ankunftsdatum nicht immer ganz so genau nehmen wie eben das Christkind.
Tag X war von einem Arzt fuer den 14. Oktober angekündigt worden, die “Hellseher” des Krankenhauses hatten sich mutig aus dem Fenster gelehnt und den 12. Oktober vorhergesagt – so eine Art Geburts-Meteorologen: Nichts Genaues weiss man nicht, das aber ganz sicher.
Der 12. verstrich. Nichts tat sich. Gar nichts. Kein Zucken, kein Mucken, kein Ziepen. Der 13. kam und veging. Und auch der 14. tröpfelte einfach so dahin, ohne dass sich auch nur die kleinste Kleinigkeit rührte. Denise hatte zwischenzeitlich dreimal ihre Krankenhaustasche umgepackt und immer wieder neue Sachen fürs Baby eingepackt. Sie war zur Fussreflexzonen-Massage gegangen, weil das Wehen auslösen kann, die koreanischen Fusspflegerinnen schienen aber genau das vermeiden zu wollen, und unterhielten sich aufgeregt darüber, welche Reflexzone man besser vermeide. Es wurde eine halbe Ananas zum Frühstück verspeist – soll auch Wehen auslösen, machte aber nur Sodbrennen. Denise trank ein kleines Gläschen Wein – nichts. Scharfes Essen – nichts. Power Walking bei Einbruch der Dunkelheit – niente, nothing, rien.
Dafür häuften sich die Anrufe interessierter Freunde: Tut sich schon was? Ist es schon da? Bist du gerade im Krankenhaus? “Du musst dich mal entspannen!” – Geschätzte sieben SMS pro Stunde. Kein Gedanke daran, dass man der werdenden Mutter so eher zu einem Nervenzusammenbruch als zu Wehen verhelfen würde.
Samstagnachmittag – es ging immer noch nichts – sind Denise und ich dann auf eine ausgiebige Shoppingtour gegangen. Sind Sie mal mit einer Hochschwangeren einkaufen gegangen? Egal, wo Sie hinkommen, jeder hat eine Entbingunsgeschichte zu erzählen – leider nicht immer nur gute: “Ich hab 34 Stunden in den Wehen gelegen und dann haben sie doch einen Kaiserschnitt gemacht!”, “Alle meine Babys wurden mit der Saugglocke rausgeholt und hatten dann wochenlang einen keilförmigen Kopf!” – und dann all die Leute, die sagen: “Darf ich mal deinen Bauch anfassen?” Ich renn doch auch nicht rum und frag jeden bierbäuchigen Mann , ob ich mal seine Wampe tätscheln darf!
Am Sonntag kamen wir der ganzen Sache dann näher: Es wurde eingeleitet. Ab jetzt ging es nur noch um Stunden. Telefonketten zwischen den Eltern in Deutschland, Schwiegereltern, Freunden und dem Krankenhaus wurden erstellt. Es ging darum, wer wann die aktuellsten Nachrichten hatte – während Denise vom Kreisssaal aus noch munter vor sich hin SMSte und Emails verschickte: SMS Denise: Habe jetzt echt heftige Wehen!
SMS Ella: Wenn das echte Wehen wären, würdest du nicht mehr texten.
SMS Denise: Es schüttelt mich gut durch.
SMS Ella: Nicht texten, pressen.
Und dann kam die letzte SMS um 15.38 Uhr.
Um 17 Uhr und vier Minuten hat dann ein kleines, perfektes und gesundes “Germanican-Mädchen”  (Germanican = German-American) mit Namen Luisa das Licht der Welt erblickt und alle um sich herum sofort in ihren Bann gezogen.
Stand heute: Es wird bereits fieberhaft an Doppelter Staatsbürgerschaft gearbei-tet, sie weint und nuckelt bilingual und wenn sie mal erst sechs Jahre alt ist, weiss Denise schon genau, in welches Reiter-Ferien-Camp Luisa gehen wird.
Herzlich willkomen im ganz normalen Wahnsinn, kleine Luisa!
Tschüss, Ihre Ella.

Thursday, October 13, 2011

6 degrees to Kevin Bacon - oder Brad Pitt

Angeblich sind wir ja alle ueber sechs Schritte mit jedem anderen - vorzugsweise Promi - verknuepft. In den USA gab es dazu in den 90er Jahren mal ein tolles Gesellschaftspiel: "Six degrees to Kevin Bacon" hiess das, und man musste dabei versuchen, alle moeglichen Schauspieler in moeglichst wenigen Schritten miteinander zu veknuepfen. 
Ich brauche nur fuenf zu Brad Pitt: 1. Ich, 2. Meine Kollegin Robin, 3. Deren Freundin Liz, 4. Deren Mann, der Schauspieler Aidan Quinn, 5. Brad Pitt, denn Aidan und Brad haben Film "Legends of the Fall" - "Legenden der Leidenschaft" zusammen gespielt.
Zu bloed, dass Brad das Spiel wohl nie in meine Richtung spielen wird. Ich mag eh Clooney lieben.

Sunday, October 9, 2011

DIN-Norm - oder: Wo finde ich einen Buegelbrettbezug?

Vor drei Jahren hat mir mein Mann den Porsche unter den Buegelbrettern geschenkt: Ein XL-Modell von Martha Stewart, der Koenigin der Hausfrauen. Durch woechentliches  Anti-Stress-Buegeln hat der Bezug nun maechtig gelitten und es war Zeit fuer ein Make-over. Doch K-Mart hat nun keine Martha-Buegelbretter mehr im Angebot und dooferweise gibt es hier keine DIN-Norm wie in good old Germany, sprich, jeder Depp kann hier Buegelbretter frei Schnauze bauen und schert sich einen Dreck um die gute Hausfrau daheim. Ich hab jetzt schon in drei Laeden und bei Amazon geguckt und nirgends kann ich einen passenden Bezug finden. Am Ende muss ich noch die Naehmaschine rausholen und selbst Hand anlegen. Vielleicht sollte Ebay eine neue Kategorie fuer Vintage-Buegelbrettbezuege erstellen. Ich geb so schnell nicht auf und mach mich mal auf den Weg zu Bed, Bath & Beyond, die haben ja sonst auch jeden Mist.
Tschuess, Ella.

Saturday, September 24, 2011

Zwei Dollar geschenkt!

Also man kriegt ja nicht oft was geschenkt, aber heute hatte ich Geld in der Post - und ich haette es fast weggeworfen. Ich hab staending irgendwelche Sachen im Briefkasten, wo ich im meine Meinung gebeten werde und normalerweise schmeisse ich den Kram einfach weg. Heute habe ich allerdings den Brief von "The Nielsen Company" (so ein Meinungsumfrage Institut) mal aufgemacht, bevor er in den Muelleimer wanderte und - siehe da - es waren zwei nagelneue ein Dollarscheine drin. Ich hab ueberll nach dem Zettel gesucht, auf dem stand, dass ich das Geld zurueckgeben muessen, aber nichts. Ich hab dann den kleinen Umfragebogen ausgefuellt und innerhalb von drei Minuten hatte ich meine zwei Dollar verdient. Tata!
Ich moechte gar nicht wissen, wie viel Geld da in den letzten paar Wochen in den Muelle gewandert ist!
Danke Nielsen - hab ich mir einen halben Starbucks Kaffee erarbeitet.
Tschuess, Ihre Ella

Wednesday, September 7, 2011

Erster Schultag


Hallo!
Der Sommer ist eindeutig vorbei. Ob in Bocholt oder bei uns auf Long Island – überall hat diese Woche die Schule wieder angefangen und für Horden von kleinen I-Dötzchen hat der vermeintliche Ernst des Lebens begonnen. In den USA laeuft das mit dem ersten Schultag alles etwas anders als in Deutschland. Man ist da irgendwie unemotionaler: Stundenpläne werden schon während der 10-wöchigen (!) Ferien per Email an die Eltern verschickt, zusammen mit Einkaufslisten für den Büroartikel Großmarkt. Kaum jemand wird zur Schule gebracht – der große, gelbe Schulbus holt vom Erstklässler bis zum Abiturienten jeden an der Straßenecke ab. Und so stand auch Klein-Carlee, die Tochter meiner Freundin, am Mittwochmorgen mit Mama und Papa an der Straßenecke, ein Schild mit ihrem Namen, der Schule und dem Namen der Klassenlehrerin um den Hals, und fuhr, nach ein paar Fotos fürs Familienalbum, in die große, weite Welt davon. Erster Schultag, Unterricht von halb neun bis um drei und Hausaufgaben gabs dann auch schon auf. Und das Wichtigste: Kein Schultüte. Das kennen die hier nicht – auch so einen Bildungslücke. Ich hab meinen Arbeitskollegen heute erzählt, was eine Schultüte ist, und die haben mich mit großen Augen angeguckt als hätte ich nicht mehr alle Tassen im Schrank. Eine “School bag” mit Süssigkeiten, witzigen Radiergummis, Spielzeug und Wachsmalstiften ist halt nicht das, was amerikanische Kinder zur Einschulung bekommen – die bringen hier alle ihr eigenes Laptop mit in den Unterricht! Um den Amerikanern zu zeigen, wie Schultüte geht, habe ich sogar ein Foto von meinem ersten Schultag rausgekramt: Andrea, Denise, Petra und ich auf den Stufen der Josefschule, rausgeputzt bis zum Gehtnichtmehr, alles im feinsten Stil der 70er Jahre - Lederranzen, Schiefertafel und die überdimensionale Schultuete, die zu zeichnen unsere erste Hausaufgabe war. Gut, heute sind eher Spiderman, Barbie und Transformers auf den Schultüten – aber meine Kollegen haben begriffen, worum es geht.
Ansonsten ist der erste Schultag wohl überall auf der Welt ähnlich: Wie kann man sich nach den Sommerferien den Klassenkameraden wohl am besten präsentieren? Was ziehe ich an? Carlees 13-jaehrige Schwester Carolanne hat satte drei Wochen an ihrem “1. Schultag-Outfit” gearbeitet, sich dann für Cowboyboots, Minirock, weißes T-Shirt und Jeansjacke entschieden, nur um dann am Mittwochmorgen bei 15 Grad und Dauerregen alle Pläne verwerfen zu müssen.
Wie haben die Jungs den Sommer überlebt? Neben wem werde ich sitzen? Wie nahe kann ich neben meinem Schwarm sitzen? Zeigt meine Sommerbräune, dass ich weit weg im Urlaub war? Kriege ich nette Lehrer?
Meine Mutter hat mich immer in der Woche vor Schulanfang zum Klamotten kaufen mit in die Stadt genommen und am Nachmittag des ersten Schultags sind wir zusammen zu Karstadt und zu Hammesfahr und zu Boeckenhoff und Temming gegangen, um den ganzen Schulkram einzukaufen – das war fast schon ein Ritual. Und ich weiss noch ganz genau, wie ich am ersten Schultag im Mariengymnasium mit all den anderen Sextanern im Stadttheater gesessen und ängstlich darauf gewartet habe herauszufinden, wer in meiner Klasse sein wuerde.
Der erste Schultag kann das ganze Schuljahr entscheiden: Das Jahr, indem ich es geschafft hatte, vom ersten Tag an in Deutsch neben Thomas zu sitzen und aus seinen ordentlichst gefuehrten Heften abschreiben zu können, hat mir damals ein eins eingebracht.
Manchmal vermisse ich Schule (und Denise und Andrea).
Tschüss, Ihre Ella.

Monday, September 5, 2011

Wir haben Irene ueberlebt.!


Ich muss mich ja erstmal bei Ihnen bedanken – furs Daumen drücken während des Hurrikan! Sie glauben gar nicht, wie viele Freunde sich per Email nach unserem Wohlergehen erkundigt haben!  Zum Glück ist bei uns alles stehen geblieben, kein Baum ist umgefallen, nichts überflutet, nichts weggeweht – auch wenn unser Garten ein bisschen so aussieht, als hätten alle Bäumen spontanen Haarausfall gehabt: Es liegt alles voller Blätter! Aber angesichts der Schäden, die unsere Freunde und Bekannte so haben, will ich mich nicht beklagen.
Noch am Freitag vor dem Sturm hatte mich meine schwangere Freundin Denise angerufen und gefragt, ob sie und ihr Besuch aus Deutschland sich nicht im Notfall zu uns evakuieren koennten, da sie keinen Keller haben! Da wurde mir der Ernst der Lage dann erst so richtig klar. Als es am Samstagnachmittag dann so langsam los ging wurde es wirklich unheimlich. Es herrschte so was wie Todesstille: Kein Vogelgezwitscher, keine Nachbarn draussen, kein Auto zu hören – Endzeitstimmung.
Dann kam der Regen. Unaufhörlich. Ab Mitternacht dann der Sturm. Während der Liebste, nach einem letzten Blick übers Königreich, ins Bett ging und zwei Minuten später friedlich schnarchte, war ich die ganze Nacht wach.  Man konnte die ersten Sirenen hören, das Fernsehen berichtete von einer Sturmflut im Süden der Insel. Sechs Uhr – es wurde langsam hell. Zum Glück hatten wir immer noch Strom – im Gegensatz zu einer halben Million anderen. Die Brücken zum Festland waren geschlossen worden, da wurde man sich erstmal der Tatsache bewusst, dass man auf einer, wenn auch großen, Insel festsaß. Es stürmte immer noch wie wild und erst gegen 11 Uhr legte es sich.
Die ersten Freunde riefen an um über Schäden zu berichten: Dach weg, Keller jetzt Segelboot tauglich, Schwäne auf dem Teich, der gestern ein Rasen war, kein Strom, kein Strom, kein Strom. Scheinbar schienen wir die einzige Nachbarschaft mit Strom und Internet und Telefon zu sein.
Todesmutig, und entgegen der Ratschläge der Fernsehleute, beschloss der Liebste, eine Tour durch die Stadt zu machen. Natürlich in meinem Jeep! Weit kamen wir nicht: Schon in der Parallelstraße war eine riesige Eiche umgeknickt und blockierte die Durchfahrt. Wir schafften es irgendwie bis ins Stadtzentrum – alles überflutet, aber so ein Jeep schwimmt ja bekanntlich bestens. In einiger Entfernung konnte man Autos erkennen, die bis zum Dach im Wasser standen, und üeberall entwurzelte Bäume.
Wir starteten die verabredete Telefonkette mit den Nachbarn und organisierten ein “alles ist gut”-Barbeque für den gleichen Abend. Ich rief meine Tante Irene an (der Sturm war ja gleichen Namens) und forderte sie zum sofortigen Verlassen der Region auf, was sie nicht gleich verstand, danach aber ihren stürmischen Abzug Richtung Boston ankündigte. Meine Freundin Denise war noch immer auf der Suche nach ihrem Mann, der irgendwo zwischen Las Vegas und New York auf dem Rückweg von einem Junggesellen-Abschied im Sturm verschütt gegangen war und erst am Sonntagabend wieder auftauchte. (Er hatte es mit dem Flieger von Vegas nach Virginia geschafft und war dann, mitten im Sturm, mit einem Mietwagen weitergefahren). Denise hat ihr Baby zum Glück nicht während des Sturms bekommen, denn sonst hätte es mit Mittelnamen wohl Irene heißen müssen.
Drei Tage nach dem Sturm sind noch immer einige Freunde ohne Strom und heißes Wasser und unser Haus hat sich in eine Art Badeanstalt verwandelt, bei der “stromlose” Freunde zum Duschen anstehen.
Und draußen im Atlantik braut sich schon Sturm “Katia” zusammen. Soll sie ruhig kommen, ich hab noch 48 Flaschen Wasser im Keller.

Tschüss, Ihre Ella.
 

Wednesday, August 31, 2011

Aller Anfang ist der erste Blog!


Dies ist mein erster Blog - aber keine Sorge, ich schreibe schon seit ueber 15 Jahren Kolumnen fuer eine Zeitung, dies ist also nicht einer dieser "Mein schoenstes Ferienerlebnis"-Blogs.
Von nun an moechte ich ueber mein ausgewandertes Leben in den USA, meinen Job, meine modischen Hits und Fehlschlaege, die Handtasche, die ich mir nicht leisten kann und den Deppen, der mir meinen Parkplatz geklaut hat, schreiben.
John Lennon hat mal gesagt: Leben ist das, was passiert, waehrend du dabei bist andere Plaene zu machen. 
Leben ist halt das ganze Drumherum.